Suzanne McClelland

TOY

 

Die New Yorker Künstlerin Suzanne McClelland kreiert mitunter raumgreifende „walk-in paintings“ wie beispielsweise 1992 im Whitney Museum in New York. In der Galerie Andres Thalmann präsentiert sie ihre Gemälde und Monotypien auf eigens erstellten Tapeten.McClelland lässt die überbordenden Formensprachen der unterschiedlichen Medien direkt aufeinanderprallen und schafft so ein schillerndes Environment, das sich über den gesamten Ausstellungsraum erstreckt.

 

Suzanne McClelland transformiert in ihren Werken Worte zu Bildern. Die Wörter, die ihren Arbeiten zugrunde liegen, sind meist nicht erkennbar. Buchstaben werden in wilder Manier über- und gegeneinander gesetzt und über den Malgrund verstreut. Der Betrachter trifft immer wieder auf eine Fülle von „e“s und „o“s. Die dichten Schriftgebilde evozieren Sprachlaute und erzeugen oft schrille oder helle Resonanzräume, die von nebligen Bilduntergründen getragen oder von milchig-weissen Malschichten zurückgedrängt und wieder zum Verstummen gebracht werden.

 

Seit den 1990er Jahren erforscht McClelland den Ausdruck und die Bedeutung von spezifischen Wörtern oder Sätzen. Ihre Werke basieren nicht auf Texten, sondern auf Äusserungen der gesprochenen Sprache. Entsprechend ordnet die Künstlerin Wörter nicht einer rigiden Textstruktur unter, die ein Lesen von links nach rechts und von oben nach unten vorgibt. Vielmehr bilden die Mehrdeutigkeit der direkten Rede und die herausragende Bedeutung der Sprachmelodie die eigentliche Triebkraft ihrer Kompositionen.

 

In ihren seriell angelegten Werkserien Toy, Heap und Erase erkundet McClelland das Bedeutungsspektrum der abgebildeten Wörter, indem sie Buchstaben und Laute in allen möglichen Variationen aufeinanderprallen lässt. Die Schriftzeichen werden in dichten Netzen aneinander gekoppelt – oder übereinander gestapelt und aufgetürmt. Bisweilen werden sie bis zur vollständigen Unkenntlichkeit angehäuft. Als Gegenzug zur Akkumulierung setzt McClelland weisse Farbfelder ein, die frühere Malschichten partiell oder vollständig auslöschen. Die lichten Farbräume unterbrechen den Wortschwall und erzeugen zuweilen ein Moment der Stille.

 

In ihren Monotypien befasst sich McClelland mit dem Zeichen „O“, das als Buchstabe, Zahl oder abstrakte Form gelesen werden kann. In den je einzigartigen Blättern der Druckserie mutiert das „O“ zu verschiedenen Formen wie Ovalen, Spiralen und fliessenden Schriftzügen. Oft greifen die „O“s wie zufällig ineinander; zum Teil werden sie von gemalten und gedruckten Scheiben und Spinnweben überdeckt. Die Motive einzelner Monotypien dienen als Vorlage für die Tapeten, die McClelland in der Galerie Andres Thalmann situationsspezifisch einsetzt.

 

Ruth Littman

 

Biografie

Presse text (pdf)


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