Ralf Peters

Keen Insight

20.03.2015 - 16.05.2015

 

 

Die Fotografie ist seit 1998 das Medium des in Lüneburg lebenden deutschen Konzeptkünstler Ralf Peters. Er konfrontiert den Betrachter mit alltäglichen Szenen und Motiven, die jedoch nicht immer wirklichkeitsgetreu, sondern oft nach seinem künstlerischem Empfinden ästhetisiert dargestellt sind. Peters Arbeiten sind nicht von einem durchgehenden Individualstil gekennzeichnet, sondern setzen von Serie zu Serie neue Akzente und vermengen zwei fotografische Ansätze, d.h. die dokumentarische Fotografie und die Möglichkeit der digitalen Bildbearbeitung. Dies so raffiniert, dass der Betrachter rätselt, welches Bild beziehungsweise Serie authentische Fotografie ist.

 

Die Arbeiten des Werkzyklus Night / Colours 2010 – 2014 sind durch extremes Ausleuchten vom Helldunkel dominiert. In Wedding Fashion gliedern die Schaufenster eines Braut- und Festmodegeschäftes das Bild in ein strenges Raster aus zwei horizontalen Bändern und vier vertikalen Achsen. Die rechteckigen Einblicke in das erleuchtete Kaufhaus reihen sich wie eine Fotostrecke aneinander. Die Mannequins in eleganten Roben stehen im grellen Neonlicht. Dagegen versinkt die Architektur des Gebäudes im pechschwarzen Hintergrund. Lediglich die Fensterachsen verweisen auf die Symmetrie des Baues. Nüchtern und gradlinig scheint Peters das Gegebene möglichst objektiv zu schildern, eine Darstellungsform, die er vor allem in seinen frühen Arbeiten der Serie, wie zum Beispiel Brücke und Castle, gewählt hat. Sind es reale Momente? Peters spielt mit dieser Unsicherheit des Publikums.

 

Der Künstler präsentiert eine offensichtlich arrangierte Reihe von extrem ausgeleuchteten Bäumen im nächtlichen Dunkel als Teil der Night / Colours Serie. Ihre Lichtquelle lässt sich nicht verorten: Das Licht scheint aus dem Sujet selbst zu strahlen. Dadurch gibt es seine Grundform preis und kontrastiert mit dem umgebenden Schwarz nicht nur in der Farbigkeit, sondern auch im Gegensatz des üppigen Ast- bzw. Blattwerks zum blickdichten finsteren Nichts der Umgebung.

 

Der Hell-Dunkel-Kontrast prägt auch das Einzelwerk mit dem Titel Japanische Kirschen. Durch das vordergründige Dickicht schweift der Blick des Betrachters hin zu den Menschen die auf regennasser, gepflasterter Straße wie die Figuren eines Theaterstücks wirken. Den Früchten eines Kirschbaumes gleich setzen sie Farbpunkte, die hier geheimnisvoll vor dem reduzierten Hintergrund schimmern.

 

Der jüngste Werkzyklus Keen Insight schildert freundliche Naturidyllen, die auf den ersten flüchtigen Blick an typische Postkartenmotive erinnern. Peters spielt mit unserer gewohnten Sichtweise und überrascht mit seinem innovativen fotografischen Stil. Wie der Titel vermuten lässt, thematisieren die Werke den Blick in die Tiefe. Gestochen scharf setzt der Künstler in diesen Landschaftsbildern Vordergrund, Bildmitte und Hintergrund gleichwertig in Szene. Eine befremdliche Darstellung, die eine am Computer konstruierte Realität auf sämtlichen Ebenen zum Greifen nahe bringt, während das Motiv selbst als Nebensache zurück tritt. Die musealen Formate der Arbeiten in diesem Zyklus verlangten von Peters ein äusserst präzises und langwieriges Bearbeiten in mikroskopischer Dimensionen ab. Das Ergebnis sind Arbeiten, in denen jedes Detail gleichrangig ist. Unser Blick gleitet über die Bildfläche auf der Suche nach einem Hauptmotiv, wo er für einen Moment verweilen könnte. Jedes Bilddetail ist ebenbürtig - das Auge kann nicht einen Ausschnitt fokussieren. Diese neue ungewohnte Wahrnehmung, die uns parallel erfassen lässt, was sonst nur in einer Sequenz aufeinanderfolgender Bilder möglich wäre, trägt zum surrealen Charakter dieser Fotografien bei.

 

Marie-Louise Teichmann

 

Biografie

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