Caetano de Almeida

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29.08.2014 - 25.10.2014

 

 

Die grossformatigen Leinwandarbeiten des brasilianischen Künstlers Caetano de Almeida vibrieren nicht nur durch ihre leuchtende Farbvielfalt, sondern vor allem durch ihren Bildaufbau. Wie gemalte Fäden webt der Künstler die Linien in Beugler zu einem bunten Raster. Dies liesse sich endlos fortführen, wäre dort nicht – in Rechtecke gebannt – ein Wirrwarr umherirrender Zwirne, das die geregelte Ordnung durchbricht. Wie die Norm ein gegliedertes System darstellt, schafft der Bruch mit ihr eine Irritation, die der Künstler in seinen Arbeiten bewusst hervorruft.

 

Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hat de Almeida mit den Bildern für die Ausstellung der Galerie Andres Thalmann begonnen. Den langen Vorlauf bedingt die minutiöse Maltechnik. Lediglich mit einer Bleistiftvorzeichnung entstehen seine illusionistischen Werke ohne Hilfsmittel, ohne Lineal, in geduldiger und präziser Feinarbeit.

 

Gezeigt werden farbenfrohe Arbeiten auf Leinwand und Papier, die sich allesamt mit der Kombination von Ornamenten und Mustern verschiedener Art befassen. Die Inspiration für diese Thematik fand der Künstler im Mustermix des individuellen Kleidungsstils von Frauen im brasilianischen Staat Bahia und in Indien.

 

De Almeida bedient sich einer Vielzahl an Mustern. Manche sind geradezu banal und oberflächlich, andere wiederum wirken hochkomplex, aber chaotisch. In Fiapos, 2014 eilen die gemalten Fäden vom Bildrand zur Mitte, verdichten sich dort und lösen ihre Spannung in den geordneten Aussparungen, in denen sich die Linien regelmässig kreuzen. Dieses Balancieren zwischen stabil und fragil ist die Ironie im Bild. In einem Interview mit Ana Paula Cohen erklärt der Künstler: “I’m deconstructing stability, but by still maintaining something structural.“

 

Flores do deserto, 2013 mit seinen exakten geometrischen Linienläufen in Blautönen auf weissem Grund scheint hingegen mathematisch konstruiert und lässt eine wissenschaftliche Herangehensweise de Almeidas vermuten. Die technische Virtuosität des Künstlers zeigt sich in Flores do deserto, 2014, wo sich aus vertikalen und horizontalen Bahnen mehrere wie mit dem Zirkel geschlagene Rosetten  entwickeln.

 

Obgleich seine Werke von der Linie und nicht von der Fläche beherrscht werden, ist die Verwandtschaft zu führenden Konstruktivisten unverkennbar. Ein europäischer Einfluss, der aus dem südamerikanischen Blickwinkel mit mehr Energie und Rhythmus eine Renaissance erlebt. Caetano de Almeidas Werke widerspiegeln nicht nur das Lebensgefühl Brasiliens, die Leichtigkeit des Seins und die verführerische Schönheit des Landes, sondern auch dessen unvergleichliches Licht und vielfältige Farbigkeit in einer unverkennbaren Manier, mit einem hohen Wiedererkennungswert, der einem Markenzeichen ähnelt.

 

Caetano de Almeida ist im Jahr 1964 in Campinas in Brasilien geboren. Er lebt und arbeitet in São Paulo. Von 1983 bis 1988 studierte er Kunst an der Fundação Armando Álvares Penteado in São José dos Campos. An der Universität von São Paulo schloss er 2005 mit einem Master of Fine Arts im Fach Visual Poetics ab. De Almeidas Ausstellungstätigkeit begann schon weit vor seinem zweiten akademischen Abschluss. Die 90er Jahre waren geprägt von zahlreichen Ausstellungen in renommierten Galerien und Museen Südamerikas. Herausragend sind zwei umfassende Retrospektiven im Museu de Arte Moderna, São Paulo (2003), und im Museu de Arte Moderna, Rio de Janeiro (2007). Im neuen Jahrtausend hat sich sein Bekanntheitsgrad ausgeweitet, so dass er inzwischen auch in den USA und Europa mit Einzelausstellungen gewürdigt wird. Darüber hinaus sind seine aktuellen Arbeiten regelmässig an der Art Basel in Miami oder Basel zu sehen

 

Marie-Louise Teichmann

 

 

Biografie

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