Ralf Peters

 

Ralf Peters sieht sich selbst nicht ganz der Spezies der Fotografen zugehörig; er betont vielmehr, sich des Fotos als seinem Material lediglich zu bedienen; die Fotografie ist das Medium, mittels dessen er über die Realität und deren mediale Vermittlung etwas Wesentliches auszusagen hofft. Um dies zu erreichen, ist der Betrachter als Partner, als neugierig wie kritisch wahrnehmender Beobachter gefordert. Und nur weil die Fotos durch ihre fremdartige Schönheit und teilweise beängstigende Undurchdringlichkeit eine geradezu bannende Faszination ausüben, gelingt es, etwas Bedeutungsreiches sichtbar zu machen. Das selbst aufgenommene Foto als Basis ist häufig bereits durch aussergewöhnliche Ausleuchtung des Sujets geprägt, ehe es per Computer auf seine jeweilige Intention hin zusätzlich verändert wird. Diese Kapazitäten lassen sich optimal ausnutzen, wenn die Fotos nach formalen oder thematischen Kriterien zu Serien zusammengefasst werden. Denn eine serielle Ordnung erleichtert es dem Betrachter, vergleichend das Individuelle und Essentielle jedes einzelnen Fotos verstehen zu können, auch im Hinblick auf eine übergreifende Aussage. Die Titel der Serien wie der Einzelfotos differieren, erweisen sich aber als ausgesprochen sinnreich: den Fotos unter dem Oberbegriff Tankstellen antworten austauschbare Hotelanlagen, die zu Mix zusammengefasst sind; als Einzeltitel können Farben ebenso herhalten wie Eigennamen.

 

In die Serie Skyline finden diejenigen Fotos Aufnahme, die in extremem Hochformat gehalten sind und dem auffallend neutral gehaltenen Himmel jeweils den Hauptschauplatz einräumen. Die einzelnen Szenarien wie hier die Wohninseln in Seehaus und in Haus-Fluss sind hingegen auf ein Minimum reduziert, ziehen aber gerade dadurch die besondere Aufmerksamkeit auf sich. Ringsum von See, Flussmündung oder Meer umschlungen, zeigen die Inseln in Peters Fotografien bei aller Schönheit auch die Gefährdung auf, die sich bei steigendem Meeresspiegel auf Grund der Erderwärmung einstellt.

 

Was hier dem vollen Licht ausgesetzt ist, das offeriert Peters an anderer Stelle in nächtlicher, ja finsterer Umgebung. In den Fotos der Serie Night / Colours ist jeweils ein Objekt durch extreme Beleuchtung geradezu plastisch herausgehoben, wodurch es das Foto dominiert, während der andere, den Gegenstand umgebende Teil in gänzlicher Dunkelheit versinkt. Da eine Lichtquelle nie auszumachen ist, vermitteln manche Fotos sogar den Eindruck, als erstrahle ein Licht aus dem Inneren des Körpers. Das Rad hingegen taucht wie ein magisch helles Zeichen aus der weiten Schwärze auf; letztere verstärkt den Eindruck wundersamer Leuchtkraft. Dieser Effekt kommt in besonderem Masse in dem Foto Brücke zur Geltung. Hier hat Peters das technische Konstrukt mit der Kombination von langer Belichtung und starken Lampen frontal derart angestrahlt, dass die im Grunde simple Brücke skulptural freigestellt als erhabene Erscheinung aus dem Dunkel hervortritt. Trotz solcher Steigerung und Überhöhung des alltäglichen, vielfach banalen Bildthemas driften die Fotos nie ins Enthobene ab, weil sie den Bezug zur Realität nicht verlassen. Hier z.B. konterkarieren die Brücke verschmutzende Graffitis das Pathos. Belangloses und Ausserordentliches sind verschwistert in der medialen Konstruktion der Wirklichkeit, welche ja weitgehend unseren Zugang zur Welt prägt.

 

Die Tankstellen, seien sie nun auf ein Gelb, Blau, Rot oder Grün hin angelegt, ähneln sich in ihrer funktionalen Anonymität im Bewusstsein, dass sie realiter längst auf wenige Konzerne reduziert sind. Tankstellen blenden und werben mit ihren Farben, eine Methode, welche Traktoren normalerweise nicht nötig haben; trotzdem ist in dem Foto Maschinen die Ausleuchtung der zu schmalem Fries gereihten Garagen mit ihren schweren Fahrzeugen durch Spiegelungen der Glasfront noch gesteigert. Zudem intensivieren hier wie in den meisten Nachtbildern die ungewöhnlich grossen Schwarzpartien im Verhältnis zu den jeweiligen lichten Ereignissen deren unerklärlichen Zauber.

 

Renate Puvogel

 

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