Sue Arrowsmith

Natürliche Formen sowie die Erkundung der Beziehungen zwischen Licht und Schatten gelten als Hauptmerkmale in Sue Arrowsmiths Werken. Die britische Künstlerin malt stilisierte Landschaften mit Acrylfarbe und Aquarell. Die den Betrachter hypnotisierende Linien überqueren die Bildoberfläche und verflechten sich in einer energetischen Komposition miteinander.

 

Bereits während ihrem Studium an der Goldsmiths Universität begann Arrowsmith an ihrem minimalistischen Gebrauch der Farbpalette zu arbeiten. Obwohl sich ihr Studiengang auf die Anwendung der Textilien in der bildenden Kunst spezialisierte, begrenzte sich Arrowsmith in ihrer künstlerischen Praxis nicht damit. An ihrer Abschlussausstellung im Jahr 1990 zeigte die Künstlerin eine stehende fast gänzlich schwarz-monochrome Installation mit hängenden weissen Schnüren. Heutzutage arbeitet Arrowsmith mit fast nur neutralen Farben, wie weiss, grau, beige und schwarz und ergänzt diese mit Glanz, Mattierung oder schillernden Farben.

 

Im Zentrum ihrer Arbeit steht ein tieferes Interesse an künstlerischen Materialien und Techniken. Sue Arrowsmith malt entsprechend auf einer Vielzahl von Materialen, wie Papier, Leinwand, Holz- und Aluminiumpanel. Die Materialität dieser Bildträger greift in die darauf gemalte Farbe ein. Die Leinwand mit ihrer gewobenen Textur bietet eine Absorption der Farbfeuchtigkeit. Papier erlaubt dem Aquarell durchzusickern, während die glatte Oberfläche des Aluminiums gar keine Textur aufweist. Die hohe künstlerische Fertigkeit von Sue Arrowsmith widerspiegelt sich darin, die Zeichentechnik speziell jedem Material anzupassen. Dies erschafft eine besondere Ästhetik und das Gefühl von Materialität in ihren Werken.

 

Die Inspiration für ihre Kunst findet Arrowsmith in natürlichen Landschaften während ihren regelmässigen Spaziergängen in den britischen Waldgebieten. Es beginnt mit der Beobachtung der Bäume und Pflanzen, die die Künstlerin anschliessend auf einen 35mm Diafilm fotografiert. Häufig braucht sie mehrere Aufnahmen, drei bis vier, bis sie die richtige Komposition erlangt. Nach der Bildentwicklung projiziert die Künstlerin den Diafilm auf die Wand oder den Tisch in ihrem Studio.

 

Durch diesen Prozess hat Arrowsmith nun nicht mehr die realistische Darstellung des Waldes vor Augen, sondern seine flache, zweidimensionale Reproduktion. Dieser Vorgang stellt den ersten Schritt zur Abstraktion dar. Darauf malt die Künstlerin sofort ohne Vorbereitungsskizzen das Bild und schafft somit eine abstrakte und monochrome Interpretation der ursprünglichen Komposition.

 

Ein wichtiger Bestandteil Arrowsmiths Werke ist die Art und Weise, wie die Künstlerin das flüssige Aquarell und Acryl benutzt. Sie greift den natürlichen Fluss der Farbe und ihrer Verbreitung auf und stellt somit nicht nur ihre Umgebung dar, sondern spiegelt auch deren natürliche Essenz wieder. 

 

Arrowsmith spielt begeistert mit dem Rhythmus, den sie instinktiv in den Baumkronen und dem Blattwerk um sich herum findet. Ihre Werke lassen sich zwischen dem Bereich der Abstraktion und Figuration einordnen. 

 

Die instinktive Herangehensweise Arrowsmiths verführt uns zu einem neuen Blick auf unsere Umgebung und lässt den Betrachter über die Materialität der Werke erstaunen. Durch ihre Kunstfertigkeit entstehen nicht nur Farbkontraste, sondern auch Kontraste der Textur. Ihre Landschaften sind zeitlos und vermitteln dem Betrachter ein paradoxes Gefühl von Bewegung und Stille in einem. Die gemalten Linien scheinen aufzuleben und man meint schon fast ihr Flüstern hören zu können.

 

Polina Chizhova

 

Biography

"Waiting for the Moon" Pressetext (pdf)


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